die Barbarafeier der Artilleristen

 
Bedeutung der Barbarafeier und -verehrung :

Ursprünglich war dieser Tag ein Anliegen ernster Verehrung und Besinnung mit anschließender Pflege der Kameradschaft. Ob der Feuerwerker ein "Stück" oder der heutige Artillerist ein modernes Geschütz abzufeuern hat - ob der Mensch der primitiven oder modernen Technik gegenübersteht - das Problem gleicht sich; der Geist steht über der Technik: er kann, ja er muß die Materie (den Turm) sprengen. Nicht der physische Funke des sichtbaren Feurs, sondern der geistige Funke muß die Initialzündung geben!

Je technisierter und materieller der Krieg sich gestaltet, umso bedeutungsvoller sind die geistigen Prinzipien nach denen er geführt wird. Der Artillerist muß beseelt sein vom Geist, der "Türme" sprengt. Anders ausgedrückt stellen sich dem Artilleriesoldaten außer der fachlichen Beherrschung seines Handwerkes zwei geistige Aufgaben nach dem Vorbild der Standhaftigkeit St. Barbaras:

- Die echte Kameradschaft, die sich nicht nur im Geselligen ausdrückt, sondern in jeder Lage bewährt, selbst unter Zurückstellung persönlicher Vorteile um des Kameraden willen.

- Die standhafte Treue zur gestellten Aufgabe als Soldat und Artillerist, wie sie nur aus einer vollen Überzeugung und einem festen Willen, nichts Unrechtes zu tun, erwachsen kann.


 
Die Barbarafeier hat für das junge Führerkorps "Ventilfunktion" :

Den älteren Kameraden wird der "Spiegel" ihres Tuns des vergangenen Jahres vorgehalten. Hierzu wird für diese Feier die hierarchische Struktur des Verbandes aufgehoben. Es gibt weder Dienstgradunterschiede noch Unterscheidungen hinsichtlich der Dienststellung. 
Das jüngere Führerkorps führt dem älteren in Form von Vorträgen, Liedern und in Theaterspielen vor, wie es sich während des Jahres nach unten dargestellt hat, d.h. wie es "unten angekommen" ist. 

Hierzu bedarf es ebenso des Taktes, des guten Geschmackes und des Einfallsreichtums des jungen Führerkorps, um die empfundenen Unannehmlichkeiten, ohne jemanden zu verletzen, in humorvoller Weise trotzdem "an den Mann" zu bringen.

 

Die Feier ist für das ältere Führerkorps
Gelegenheit zur "Selbstkontrolle" :

Das ältere Führerkorps hat damit einmal im Jahr Gelegenheit, in freimütiger Weise und in humorvoll, verträglicher Form feststellen zu können, wie die Befehle und Maßnahmen "unten angekommen" sind. Sicherlich sind die Beziehungen untereinander heute offener als sie es früher in einer streng patriachisch gegliederten Gesellschaft waren. Dennoch müssen sich auch ältere Führer und Vorgesetzte darüber im klaren sein, daß ihnen ihre Untergebenen längst nicht alles freimütig sagen. So lassen sich Mängel und Schwächen ansprechen, die im emotionellen und zwischenmenschlichen Bereich liegen.

Gefühle und Stimmungen sowie Tendenzen, die auf mehr oder weniger "begründeten Vorurteilen" beruhen, lassen sich darstellen und können für den Vorgesetzten wichtige Signale des kameradschaftlichen Miteinander sein, dessen Herannahen ihm sonst verborgen geblieben wäre.

Neben der Rückkontrolle des eigenen Verhaltens ist eine Barbarafeier auch eine unwiederbringliche Gelegenheit, sich ein Urteil über Geist, Phantasie und Taktgefühl des jungen Führerkorps zu verschaffen. Hieraus kann der Vorgesetzte wertvolle Aufschlüsse und Anregungen für seine weitere Erziehungsarbeit, der Formung des Stils und der Verbesserung des Zusammengehörigkeitsgefühls erwerben.

Allerlei  Barbara-Legende