Teil D) Originale und Anekdoten
Nicht vergessen sollte man zwei Originale des Bataillons, den „Chef“ und
den „Spieß“ der Ersten.
Dem gestrengen, aber gerechten Batteriefeldwebel, Hauptfeldwebel Wessel
Hoek, entging nichts. Er war ein Spieß von echtem Schrot und Korn, eine
Mutter der Kompanie. Unvergessen jedem damaligen Bataillonsangehörigen das
Bild, wenn er sich im Frühjahr der großen Wiese vor der Unterkunft „annahm“:
ein belgisches Kaltblut vor eine große Walze gespannt und darauf der Spieß,
die Zügel fest in der Hand, Bahn um Bahn ziehend.
Überhaupt kam unter vielen Junggesellen und Strohwittwern das
außerdienstliche Gemeinschaftsleben nicht zu kurz. Für solche Abende, an
denen vorrangig Amerikaerlebnisse aufgetischt wurden, fand der Landser bald
den treffenden Ausdruck „Techtern“.
Wer mit dem Chef der „Ersten“, die Nächte „durchtechterte“, mußte eine
heute geradezu sagenhaft anmutende Kondition besitzen.
Auch der Sprachgebrauch änderte sich, die Amerikaaufenthalte, die
amerikanischen Bedienvorschriflen und der Umgang mit dem amerikanischem
Instandsetzungspersonal der Herstellerfirma Sperry aus UTAH sorgte dafür, daß
sich die „Fachleute“ im Dienst in einem bis dato nur in der Luftwaffe
üblichen englisch-deutschen Kauderwelsch unterhielten. Doch man verstand sich
und das war die Hauptsache.
Trotz oder vielleicht wegen der vielen Provisorien in der Kaserne war die
Ausbildung abwechslungsreich. Die körperliche Ertüchtigung mit dem Ziel, die
Widerstandskraft zu bilden und zu stählen, wird heute schon in das Reich der
Fabeln verwiesen, auch die innere Ordnung kam nicht zu kurz, was heute fast
unmöglich erscheint.
Auf Unterführerweiterbildung, Formal- und Sportausbildung sowie
Politische Bildung wurde große Sorgfalt verwandt, der Zapfenstreich (auch für
Uffz o.P.) und das Wecken wurde regelmäßig und streng kontrolliert. Gefeiert
wurde in der Kantine „Spikkermann“. Herr Spikkermann sen. selbst „alter“
Soldat, achtete stets darauf, daß sich alle wohl fühlten und niemand über die
Stränge schlug.
Der nahe Feuerlöschteich verlockte in lauen Sommernächten so manchen zur
erfrischenden Abkühlung. Meist hatte irgendein Spaßvogel in der Mitte des
Teiches noch einen Kasten Bier versenkt, den sich die Herren Feldwebel ohne
Rücksicht auf die Uniform dann herausfischten.
Ja, auch der Koksberg muß erwähnt werden. Hinter dem Block der 1.Batterie
türmte sich manchmal der Koks für die Heizungsanlage bis zur Unterkante
diverser Fenster, ein beliebter Weg um nach Zapfen-streich noch in den Block
zu gelangen. Manche verursachten dabei einen derartigen Lärm, daß sie dennoch
ertappt wurden. Besondere Mühe mit dem „Berg“ hatte Unteroffizier Kusterer.
Kaum hafte er - nach Augenzeugenberichten - den halben Koksberg erklommen,
kugelte er wieder hinunter.
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